Interdisziplinarität der ästhetischen Chirurgie

In Medienberichten wird gelegentlich allen Ärzten außer plastischen Chirurgen die Kompetenz zu ästhetischer Chirurgie abgesprochen, obwohl in Österreich und vielen anderen Ländern zahlreiche Ärzte anderer medizinischer Fachrichtungen zum Wohle von Patientinnen und Patienten ästhetisch-chirurgisch tätig sind.

Diesen Berichten liegen meist folgende grundlegenden Missverständnisse und Informationsdefizite über ästhetische Chirurgie zugrunde:

1. Ausbildungssituation in ästhetischer Chirurgie („Schönheitschirurgie“)

Ästhetische Chirurgie war schon immer interdisziplinär und wird in Österreich und mehreren anderen Ländern von Ärzten unterschiedlicher Fachzugehörigkeit kompetent ausgeübt. Alle Ärzte, die ästhetisch-chirurgisch arbeiten, müssen sich die nötigen Kenntnisse in intensiven, privaten Zusatzausbildungen aneignen, weil es in öffentlichen Ausbildungsspitälern keine hinreichende Ausbildung in allen ästhetischen Eingriffen geben kann. Selbstverständlich gilt dies auch für die öffentliche Spitalsausbildung der plastischen Chirurgen.

Über die Kompetenz von ästhetischen Chirurgen entscheiden daher konsequente, jahrelange Weiterbildung und Erfahrung. Welche (Fach-)Arztausbildung ein ästhetischer Chirurg im öffentlichen Spital ursprünglich absolvierte, ist von untergeordneter Bedeutung.

2. Operationsstandards unterschiedlicher Fachgruppen von ästhetischen Chirurgen und Patientensicherheit

Die Sicherheit eines ästhetischen Eingriffs hängt maßgeblich von den angewandten Operationsstandards ab. So führen vielen Experten der ästhetischen Chirurgie Komplikationen bei Schönheitsoperationen auf das von manchen Ärzten bevorzugte belastendere Operieren unter Vollnarkose zurück.

Zahllose internationale klinische Studien und Operationsstatistiken belegen, dass diese belastenderen Operationsstandards der Hauptgrund dafür sind, warum es leider manchmal zu Todesfällen bei kosmetischen Eingriffen kommt. Daher sollten viele ästhetische Eingriffe, die z.B. keine Vollnarkose erfordern, wie beispielsweise Fettabsaugungen, aus Gründen der Patientensicherheit nur in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Alle ästhetischen Chirurgen in Österreich sind bereits jetzt an die strengen Richtlinien der österreichischen Gesundheitsbehörden gebunden. Diese legen unter anderem hygienische Anforderungen für OP-Räume fest.

3. Ästhetische Chirurgie ist interdisziplinär und mehr als plastische Chirurgie

Die optimale Behandlung für ein bestimmtes kosmetisches Problem muss stets im gesamten Repertoire der Medizin und Chirurgie gesucht werden.

So setzt die moderne ästhetische Chirurgie besonders schonende Behandlungen ein, die aus verschiedenen medizinischen Fachbereichen stammen: Die Fettabsaugung unter Tumeszenzanästhesie etwa wurde vom kalifornischen Hautarzt und Internisten Dr. Jeff Klein entwickelt. Andere ästhetische Behandlungen wiederum basieren auf den Erkenntnissen der Endokrinologie, der Zellbiologie, sowie anderer medizinischer Fächer.

Nur eine interdisziplinäre ästhetische Chirurgie stellt sicher, dass die Forschungsergebnisse und Erfahrungen aller Fachbereiche der Medizin und Chirurgie zum Wohl von Patienten/innen genutzt werden! Gleichermaßen müssen Patienten/innen stets freie Wahl haben, für welchen Spezialisten und welche Methode sie sich entscheiden.

In Österreich und vielen anderen Ländern sind Ärzte/innen verschiedener Fachgruppen aufgrund ihrer jahrelangen Spezialisierung, Weiterbildung und Kompetenz zum Wohle von Patientinnen und Patienten als ästhetische Chirurgen/innen tätig. Monopole einzelner Anbietergruppen wirken sich immer nachteilig auf Qualität und Fortschritt aus. Daher ist mit der Erhaltung der Interdisziplinarität und freien Arztwahl in der ästhetischen Chirurgie der Qualitätssicherung und der Patientensicherheit am meisten gedient.

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